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Bruno Lörzer


Bruno Lörzer 1918

Wichtige Info: Bruno Lörzer ist kein direkter Verwandter der Lörzers meiner Ahnendokumentation sondern ein Großonkel 4. Grades, also nur entfernt verwandt. Da es in dieser Ahnendokumentation auch um den Namen Lörzer geht, dürfen diese Informationen hier nicht fehlen. Infos zum Bruder von Bruno Lörzer, Fritz Lörzer, finden Sie hier.

Bruno Lörzer (1891-1960) ist eine wichtige Person aus der 2. Reihe der führenden Nationalsozialisten. Ich nenne ihn hier ganz bewusst den "Handlanger von Hermann Göring".

Der Name taucht in einem dreiseitigen Kommentar in der Lörzer-Familienchronik auf und war auch Gegenstand eines erstaunlichen Zufalls. Einer meiner besten Freunde, der sich ebenfalls sehr für Ahnendokumentation interessiert, hatte einen Großvater, der als Pilot im 2. Weltkrieg aktiv war. Sein Vorgesetzter war eben dieser Bruno Lörzer - so klein kann manchmal die Welt sein. Ich verlange von diesem Freund auch regelmässig historisch-gewachsene Unterwerfungs-Gesten, was aber nur selten zum Erfolg führt :-)

Generelle Anmerkung zu den nun folgenden Darstellungen: Ich bin kein Historiker, d.h. ich versuche hier so gut wie möglich die Zusammenhänge wieder zu geben. Möchte jemand diese Ausführungen ergänzen oder hat Quellen für mich, dann freue ich mich jederzeit über eine Kontaktaufnahme ✉.

Werdegang

Bruno Loerzer verdankt seine Karriere einer Begegnung mit Hermann Göring, den er für die Fliegerei begeistern konnte. Vermutlich war dies im Jahr 1914, kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges. Ein dokumentiertes Ereignis, das ihre frühe Verbindung zeigt, ist eine gemeinsame Glückwunschkarte zur Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse, datiert auf den 7. April 1915.


Bruno Lörzer (l.) und Herman Göring, Bundesarchiv Bild 146-1979-174-10

Viele Informationen zu Bruno Lörzer finden wir in Wikipedia ⧉. Diese Informationen können dort nachgelesen werden, d.h. ich werde sie hier nicht einfach reinkopieren. Es gibt allerdings einiges zu ergänzen.

In der "Lörzer-Familienchronik" gibt es auf kanpp drei Seiten eine kleine Biografie zu Bruno Lörzer. Dort stehen einige Äußerungen, die man so nicht stehen lassen kann. Nicht, weil sie mir nicht gefallen, sondern weil sie einfach nicht korrekt sind. In der Familienchronik heisst es:

"Misserfolge der Luftwaffe im Sommer und Herbst 1944 - wie Hitler es sah - sollten zu Folgerungen führen. Hitler wollte Göring beurlauben und Generaloberst Ritter von Greim mit der tatsächlichen Führung beauftragen. Doch im Dezember 1944 kam es anders. Generaloberst Lörzer wurde seines Amtes enthoben. [...] Diese Maßnahme gab zu vielerlei Deutungen Anlass. War es Hitler, der ein Opfer suchte? War es Göring, der, um sich selbst zu retten, seinen besten Freund opfert?"

Und weiter:

"Ein 30jähriges Fliegerleben vom Leutnant bis zu höchsten Stellung innerhalb der deutschen Luftwaffe war Bruno Lörzer vergönnt. Er war ein hervorragender Offizier des Deutschen Reiches, dem auch seine Gegner die Achtung nicht versagte."

Das sind Aussagen, für die es keinerlei Belege gibt. Hitler hat Göring erst im April 1945 entmachtet, nach dem dieser in einem Telegramm an den Führerbunker sein eigentmächtiges Handeln dokumentierte. Es gab allerdings schon Monate vorher Spannungen zwischen Hitler und Göring, die sich auf den ausschweifenden Lebensstil von Göring bezogen.

Dass Lörzer aber nur der Sündenbock gewesen sein soll, ist eher unwahrscheinlich.

Im Februar 1943 wurde Lörzer von Göring unter Beförderung zum Generaloberst zum Chef des Luftwaffenpersonalamts und der personellen Rüstung ernannt, eine Stellung, mit deren Pflichten Loerzer weit überfordert war. Göring beschrieb Loerzer als „seinen faulsten General“, wischte aber die Kritik an ihm beiseite und meinte: „Ich brauche jemanden, mit dem ich abends eine Flasche Rotwein trinken kann.“[2]

Der Grund dafür, warum Lörzer oft versetzt wurde und mit seinen Aufgaben überfordert war, war wohl eher Unfähigkeit. Außerdem wurde Lörzer nicht "geopfert". Die Konsequenzen eines militärischen Versagens hätten vermutlich ganz anders ausgesehen. Lörzer wurde eher "wegbefördert". Die Aussage aus der Familienchronik, Lörzer sei ein hervorragender Offizier des Deutschen Reiches gewesen, ist daher eine eher unglückliche Formulierung.

Der Reichstagsbrand

Bruno Lörzer steht im Verdacht, am Reichstagsbrand ⧉ (27./28.02.1933) in Berlin beteiligt gewesen zu sein. Eine der gängisten Theorien zum Reichstagsbrand stellt ihn in das Zentrum dieses Ereignisses, welches letztendlich ursächlich für die Abschaffung der letzten demokratischen Strukturen der Weimarer Republik war und zum Ermächtigungsgesetz ⧉, also zu Abschaffung der Demokratie, geführt hat. Für die Belebung dieser These sorgte Bruno Lörzer selbst.

Dazu gibt es ein dokumentiertes Zitat von Lörzer, angeblich aus dem April 1934:

"Ich verstehe nicht, was die Leute alle für einen Unsinn über den Reichstagsbrand verbreiten. Ich [Lörzer] habe von meinem Freund Göring mit einer Gruppe von SA-Männern den Auftrag bekommen, den Reichstag anzuzünden." [1].

Dies scheint vom Generalmajor der Luftwaffe Egloff von Freyberg-Eisenberg bestätigt zu werden. Von ihm ist folgendes, prahlerisches "Gedicht" überliefert:

"Den Brand hat Göring ausgedacht,
und Hauptmann Lörzer dann gemacht.
Mit einem Stroßtrupp der SA
Wie Hitler wollte, es geschah.“ [3]

Man kann hier allerdings nicht von einem historischen Fakt ausgehen, auch wenn beide Aussagen dies suggerieren, denn sowohl Lörzer, als auch Freyberg-Eisenberg waren - vor allem auch nach dem Krieg - als großspurige Schaumschläger bekannt, die mit ihren Taten prahlten und sich als die eigentlichen Macher im Hintergrund aufspielten. Für die Korrektheit dieser Aussagen gibt es keine unabhängigen Quellen.

Ähnlich sieht das auch der Autor Uwe Soukup, der ein sehr lesenswertes Buch mit dem Titel "Die Brandstiftung" über den Reichstagsbrand geschrieben hat und den ich nach der Lektüre angeschrieben habe. Neben den für seine Prahlerei bekannten Aussagen der beiden existieren keine belastbaren Belege für die direkte Täterschaft von Lörzer.

Interessant ist allerdings, dass z.B. der Wikipedia-Eintrag zum Reichtstagbrand in niederländischer Sprache einen Abschnitt enthält, der eindeutig auf Lörzer verweist, der deutsche Eintrag jedoch nicht. Das kann damit zusammenhängen, dass der mutmassliche Einzeltäter, der für den Reichstagsbrand öffentlich verantwortlich gemacht wurde, Marinus van der Lubbe ⧉, ein Holländer war. Dass diese Einzeltäter-These sicher nicht zutrifft, dürfte mittlerweile als gesichert gelten. Aber Lörzer als die treibende Kraft ins Zentrum der Argumentation zu stellen, ist auch mehr Verschwörungstheorie statt Fakt.

Mal schauen, ob sich zu diesem Thema noch mehr recherchieren lässt. Das Verfassen dieser Seite hat mich dazu veranlasst u.a. Quellen bei Wikipedia zu hinterfragen und Diskussionen anzuregen.

Die Brandstiftung ⧉ - Sehr lesenswertes Buch von Uwe Soukoup ⧉ über den Reichstagsbrand
Bruno Lörzer - Lexikon der Wehrmacht ⧉
Bildmaterial bei Getty Images ⧉
Weitere Infos zu Bruno Loerzer ⧉

Fussnoten