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Fritz Lörzer


Fritz Lörzer

Wichtige Info: Fritz Lörzer ist kein direkter Verwandter der Lörzers meiner Ahnendokumentation sondern ein Großonkel 4. Grades, also nur entfernt verwandt. Da es in dieser Ahnendokumentation auch um den Namen Lörzer geht, dürfen diese Informationen hier nicht fehlen. Infos zum Bruder von Fritz Lörzer, Bruno Lörzer, finden Sie hier.

Auch Fritz Lörzer (1893-1952) gehört zu den wichtigen Nazigrößen in der 2. Reihe, allerdings gibt es über ihn nicht ganz so viele einfach zugängliche, öffentliche Quelle, wie über seinen Bruder Bruno Lörzer.

Fritz Lörzer war, genau wie sein Bruder, zunächst Jagdflieger im 1. Weltkrieg, wurde dann aber nach seiner Ordination 1922 Pfarrer und trat in die NSDAP ein. Über seinen Werdegang gibt Wikipedia Auskunft - die Information kann man hier nachlesen ⧉.

Generelle Anmerkung zu den nun folgenden Darstellungen: Ich bin kein Historiker, d.h. ich versuche hier so gut wie möglich die Zusammenhänge wieder zu geben. Möchte jemand diese Ausführungen ergänzen oder hat Quellen für mich, dann freue ich mich jederzeit über eine Kontaktaufnahme ✉.


Fritz und Bruno Lörzer, Bundesarchiv Bild_146-1975-031-01A

Die Quellenlage bei diesem Lörzer ist eine andere als bei Bruno Lörzer. Ich habe bisher kaum Quellen gefunden, die die Rolle von Fritz Lörzer in der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus im Detail näher beleuchtet. Ja, das ist eine schöne Aufgabe, die ich aber wenn überhaupt dann nur in Angriff nehme, wenn ich mal ganz viel Zeit habe und im Ruhestand bin. Ernsthaft: hier wäre echte Quellenarbeit irgendwo vor Ort notwendig, um ein exaktes Bild zu bekommen.

Was ich aber schon weiß ist folgendes:

  • Fritz Lörzer hat innerhalb der evangelischen Kirche Karriere gemacht und war von 1933-1936 Superintendent (Probst) der Kurmark. Als Kurmark gelten neun preussische Kirchenprovinzen. Superitendent ist so ziemlich der höchste "Titel" innerhalb der protestantischen Kirche auf regionaler Ebene
  • Zuvor oder parallel zu seiner Tätigkeit, war er auch Schriftleiter der Zeitschrift "Evangelium im Dritten Reich". Ich bin hier nicht sicher, da die Bezeichnung "Drittes Reich" frühestens ab Januar 1933 anwendbar ist (mit der Machtergreifung Hitlers), ich aber eine Stelle im Internet gefunden habe, die dies bereits für die preussischen Kirchenwahlen im November 1932 suggeriert.

Fragwürdiges Fundstück

  • Fritz Lörzer gilt als einer der Wortführer der "Deutschen Christen", einer radikalen, nationalsozialistischen Bewegung innerhalb der Evangelischen Kirche. Diese Bewegungen haben zu einer Spaltung und Zersplitterung der protestantischen Kirche geführt, bei der sich die extremen, radikalen Ansichten nicht durchgesetzt haben (ein spannender Umstand, der selbst einiges an Recherche erfordern würde.)
  • Lörzer schloss sich den radikalen Vertretern der Deutschen Christen an und musste deshalb um Juni 1936 sein Amt als Probst verlassen. Wir müssen also davon ausgehen, dass er selbst radikale Ansichten vertrat.

Genau an dieser Stelle würde jetzt eine detaillierte Recherche ansetzen, damit diese radikalen Ansichten belegbar herausgestellt werden können, ganz spezifisch für diese Person. Welche Texte hat er verfasst? Welche Predigten hat er gehalten? Welche Kommunikation aus dieser Zeit existiert noch? - Diese Recherchearbeit gibt es bisher nicht, daher müssen wir zunächst allgemein auf die "Deutschen Christen" eingehen und dann ableiten, welche Ansichten das gewesen sein könnten.

Die Deutschen Christen

Für die "Deutschen Christen" DC sind Rasse und Volkstum gottgegegben. Sie traten ein für die Streichung des "Alten Testamentes" aus der Bibel und sehen im Judentum eine kokurrierende, schädliche Religion, die es auszumerzen gilt. Praktisch bedeutete dies eine nahtlose Umsetzung der Rassenideologie in den kirchlichen Raum - aus dem politischen "Volkskörper" konstruiert der "Deutsche Christ" schliesslich die "Volksseele". Gekoppelt wird die Ideologie an den gebetsartigen Stil der Führer-Rhetorik (der sich ja recht häufig auf den Allmächtigen bezieht), sieht im Führer ein "Gottesgeschenk" und flankiert diese Anschauungen mit den passenden argumentativen Schriften in der Reihe "Unser Kampf".

Das Tischgebet klingt dann bei den DC wie folgt:

"Führer, mein Führer, von Gott mir gegeben,
beschütz und erhalte noch lange mein Leben!
Hast Deutschland gerettet aus tiefster Not,
Dir danke ich heute mein tägliches Brot.
Bleib lang noch bei mir, verlass mich nicht,
Führer mein Führer, mein Glaube, mein Licht" [1]

Im Ursprungsort der DC, dem Wieratal bedienen sich deren intellektuelle Vordenker eines besonderen Menschen, auf den sie sich beziehen: Martin Luther. Im Jahr 1534 veröffentlichte dieser eine Schrift mit dem Titel "Von den Juden und ihren Lügen" [2] - es gibt kaum eine Schrift eines Theologen mit derart unverhohlenem Antisemitismus und Aufhetzung zur Gewalt, wie diese Äusserung - anscheinend an Thema, das von den Protestanden gerne verdrängt wird (vermutlich bis heute), für die DC aber ein gefundenes Fressen der Rechtfertigung war: "Vernichtung des Judentums? - Diese Forderung kommt nicht von. Sie kommt von Martin Luther persönlich.

Lieferant für moralische Rechtfertigungen

Damit kommen wir zu der weitreichenden Bedeutung dieser religiösen Ausformung einer Ideologie, für die - und die genauen Belege bin ich nicht schuldig - eben auch Fritz Lörzer verantwortlich sein dürfte. Denn für viele gläubige Deutsche dürften Krieg und rassenideologische Taten sicher nicht mit christlichen Werten zusammenpassen. Es sei denn, ein Geistlicher verkündet von der Kanzel das Gegenteil, kann die Vereinbarkeit von Religion und Ideologie erklären, verkaufen und begründen, dann liefert dieser Geistliche das, worauf viele Menschen im "Volkskörper"gewartet haben: eine moralische Rechtfertigung für ihr Tun. Dazu muss man gar nicht das offensichtliche, martialische Bild des mordenden SS-Schergen, der sich an der Zivilbevölkerung vergeht heranziehen - da reicht schon die Vorstellung von Menschen in niederen Positionen, die vielleicht als Schreibtischtäter Deportationen organisiert haben, völlig aus.

Es ist wirklich auffällig, dass der Name Fritz Lörzer sehr oft auftaucht, aber ich habe bisher kein direktes Statement von ihm oder eine ABschrift eine Predigt oder sonst irgendetwas von ihm in drei zugänglichen Quelle finden können. Das ist etwas, was wirklich umfangreiche Recherchearbeit erfordert.

Weiß jemand vielleicht mehr und hat Quellen für mich, dann freue ich mich jederzeit über eine Kontaktaufnahme ✉.

Fussnoten