Die Briefe von Gustav Lörzer
Brief 01a
Datum: Kein Datum angegeben[1]
Ort: Rauschen [2], Düne
Mein liebes Frauchen!
Will Dir heute mitteilen, wo wir uns in diesen Tagen herumgetrieben haben. Dass wir am Mittwoch so leidlich mit dem Koffer hingekommen sind, wird Joachim [3] ja schon erzählt haben. In Warnicken [4] ließen wir unsere Koffer auf dem Bahnhof und suchten unsere neuen Unterkünfte auf. Wir aßen Mittag und teilten dann die Räume ein. Als wir damit fertig waren kam ein Anruf, sofort stoppen, es kommt eine andere Regelung. So warteten wir also, bis mitgeteilt wurde, dass nach Warnicken eine andere Dienststelle hinkommt. Wir sollten nach Rauschen. Um 17:00 Uhr also ging es wieder zurück nach Rauschen. Das Unterkommen in einem Heim der DAF (Deutsche Arbeitsfront — UL). Es ist ein recht verbautes, dunkles Gebäude, aber wir haben uns schon einigermaßen eingerichtet. Nun gestern Abend nach dem Essen die Mitteilung, ein Teil kommt in ein anderes Gebäude dicht am Meer. Heute also ziehen wir nochmals um. Ich glaube nicht, dass es das letzte Mal ist. Aus den Baracken, in die wir hinein sollen, wird uns gewiss nach einigen Tagen der Nachrichtenführer des Luftgaukonmmandos wieder raus haben wollen und dann geht es weiter. Dieser letzte Umzug erfolgt, weil sich unser OSt. I. (Oberstabsintendant — UL) dort glaubt, wohler zu fühlen. Nun, soll er, aber wir schleppen keine Kisten mehr. Das Essen ist recht gut. Muss ich nicht noch meine Karten abgeben?
Und wie geht es bei euch? Bis jetzt ist wohl noch weiter kein Alarm gewesen. Ist Uli [5] mit seiner Gehirnerschütterung wieder auf Deck? Und was macht unsere Jüngste [6], wird sie sich jetzt wohl bangen, wenn Dorchen [7] in der Schule ist? Wie meine Anschrift ist, weiß ich auch nicht. Schreibe am besten nach Warnicken. Also: Luftgaukommando I — Verwaltung, A7 — 9 in Warnicken.
Nun recht herzlichen Gruß und einen herzlichen Kuss
Dein Gustav
