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Die Briefe von Gustav Lörzer

Brief 09

Datum: 28.10.1944
Ort: Rauschen


Mein geliebtes Frauchen!

Gestern haben wir anı Telefon miteinander gesprochen und ich habe mich sehr gefreut, dass ihr es endlich wentestens warm habt. Wenn ich nun nur noch bald den Herd dort hätte. Naujoks wird ja sein Möglichstes tun. Morgen frage ich nochmals bei ihm an, ob und wann der Wagen abgefahren ist. Eigentlich sollte er gestern fahren, ob er aber fort gekommen ist weiß ich noch nicht. Auch werde ich nachfragen, ob Neuhausen den Teppich noch anbringen konnte. Dann fahre ich an einem der nächsten Tage nach Hause und räume noch die Schränke und Schubfächer ans. Wenn ihr die Sachen dann noch bekommt, dann wird es schon allmählich werden. Legt die Teppiche nur ja auf den Boden. Sollen sie doch hinübergehen, die Hauptsache ist, es wärmt etwas. Wenn’s von Fenstern und Türen zieht, dann schone Deine Bettlaken usw. nicht, sondern hänge vor was Du hast. Ich würde ja sonst was für euch tun, mein Puttichen, wenn ich könnte. Jetzt ist mein größter Wunsch ja, dass Deine schwere Stunde gut vorübergeht und dass es ein gesundes Kindlein werden möge. Bist Du schon bei Dr (?) gewesen, verSäHME €S nicht. Wegen der Einsatzjamilienentschädigung habe ich Neuhausen angerufen. Nach den Angaben des Bürgermeisters kann Dir ein Evakuterungsschein nicht ausgestellt werden, weil Neuhausen noch nicht evakuiert wird, Frau Mahnke aber müsste auf dem Königsberger Evakuterungsschein für sich die Entschädigung beantragen können.

Wann wohl werden wir uns einmal wieder sehen, mein Frauchen? Zu gerne würde ich Dich besuchen, um Dich, wenn auch nur für ein paar Stunden, in die Arme zu nehmen und Dich so recht lieb zu haben. Doch leider besteht kaum eine Aussicht. Man kann immer nur hoffen, dass auch einmal wieder eine bessere Zeit kommt, und auf dieser Hoffnung die Zukunft aufbauen. Sollte ich nach Heiligenbeil kommen, wie es den Anschein hat, dann würdest Du mich später zumindest einmal besuchen können.

Sonst, mein liebes liebes Frauchen, weiß ich nichts Besonderes. Einen Deiner Briefe, und zwar den, in dem Du schreibst, dass Du doch nur immer alles tust mit dem Gedanken, was würde ich dazu sagen, zeigte ich einer bei uns angestellten Frau Vincentini. Die weinte direkt über Deinen Brief und meinte, ob sie nicht einmal rüberfahren Könnte, um dir irgendwie zu helfen. Ich habe Dich lieb, mein Frauchen, und grüße Dich herzlichst,

Dein Gustav

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