Die Briefe von Gustav Lörzer
Brief 14
Datum: 11.12.1944
Ort: Heiligenbeil [1]
Anmerkungen: Keine.
Mein liebes Puttichen!
Heute endlich habe ich Dich wieder einmal am Telefon sprechen können. Ich freue mich immer, wenn ich Deine
liebe Stimme hören kann. Dann ist mir, als wäre ich endlich wieder zu Hanse. Leider dauert es immer nur ein
paar Minuten. Heute habe ich Dich wohl etwas zu sehr ausgefragt von wegen umziehen, ich merkte das an Deinen
„Antworten. Ja, Muttilein, wenn Du zu gern weg möchtest, dann ist das wohl am besten so. Sonst aber glaube ich,
dass ihr kaum etwas Besseres finden werdet. Oder meinst Du ja? Von der Fran Bacher kannst Du dabei doch im
Guten scheiden, der kann es doch kaum Leid tun, sonst brauchte sie nicht eine so hohe Miete nehmen.
Gleich werde ich noch an den Bürgermeister in Neuhausen und an die Kreissparkasse schreiben. Die Bescheinigung füge ich gleich bei. Ich habe mich hier schon ganz out eingelebt. Hier bin ich doch endlich wieder eine bestimmte Persönlichkeit, die auch etwas zu sagen hat und nicht so’ne Figur, mit der andere Schach spielen. Mein Vorgänger ist 3 Tage in Berlin als Kurier. Da kann ich so richtig wirtschaften. Wenn er morgen zurück kommt werde ich bald alles übernehmen und dann kann’s losgehen. Habe mir schon viele Änderungen vorgenommen, besonders im Frühling, wenn draußen die Arbeiten losgehen, muss der Platzlandwirt mir viele Anlagen auf dem
Horst in Ordnung bringen.
Heute kamen so manche neue Einheiten usw. an, da gibt es Arbeit in Masse, die jedoch Spaß macht. Asch
Evakuterte sollen wir zu Hunderten unterbringen. Mit dem Kommandanten werde ich schon auskommen, es Ist
der Stiefvater von Frau Fischer, Neuhausen (v. Platen). Unser Radio geht hier, wo ich eine Hochantenne habe,
wie verrückt. Was mir hier fehlt, solange ich keine Onelle habe, das sind Zigaretten. Hast du nicht noch welche
für mich?
Liebes Frauchen, ich grüße Dich herzlich und freue mich schon jetzt auf das Wiedersehen, wo ich mir alle Küsse
in Natırtr holen kann. Wird das eine Freude sein, mein Puttichen.
Grüße auch die die Kinder, besonders Klein Edda
Gustav
