Die Briefe von Gustav Lörzer
Brief 02
Datum: 05.09.1944
Ort: Rauschen [1], Düne
Anmerkungen: von Ulrich Lörzer: In dem Originalbrief wird als Datum der 05.08.1944 angegeben, was aber chronologisch nicht viel Sinn macht. Vermutlich ist auch hier der 05.09.1944 gemeint.
Mein liebes Puttichen!
Nun sind wir glücklich in den endgültigen Unterkünften gelandet. Für wie lange es ist, weiß ich nicht. Zeit wäre
es, dass wir endlich zum Arbeiten kommen, denn in der letzten Woche ist alles liegen geblieben. Wir bewohnen 2
Baracken dicht an der Ostsee oben auf einer Höhe. Wie ich schon schrieb, war es früher ein Erholungsheim für
Luftwaffenhelferinnen. Rangsum Stacheldraht. Von dort aus gleich abwärts führend, eine Treppe mit ca. 200
Stufen direkt zur See. Es ist schade, dass es jetzt immer kühles Wetter ist. Die meisten baden wohl, aber ich habe
mir gleich einen etwas stärkeren Husten geholt. In der Baracke der Männer wohnen und schlafen wir gleichzeitig
in unseren Räumen. Mit „wohnen“ meine ich auch gleichzeitig arbeiten. Außerdem sind in der Baracke die Küche
und der Aufenthaltsraum mit Veranda. Die Schreibkräfte schlafen in der anderen Baracke, in der sich gleichzeitig
eine Flugwache befindet und in der ein Feldwebel mit 5 Kindern wohnt. Zum Mittagessen gehen wir immer
zum Frauenwerk (?) das heißt, wo wir bisher gewohnt haben. Morgen wird Telefon gelegt, vielleicht kann ich dann
einmal öfters anrufen.
Wie geht es dir, mein Franchen! Du bist doch wohlauf? Nur gut, dass ihr jetzt nicht zu sehr unter Flngangriflfen
zu leiden habt. Sind vom Arbeitsamt schon noch weitere Frauen und Mädchen herangeholt worden?
Was machen die Frauen bei Cxzogalla? Wie führt sich Halina, ist ste noch immer einigermaßen fleißig und ordentlich?
Sonst werde ich ste, wenn ich mal nach Hause komme, elwas zusammenstauchen. Ich denke, dass sich später
hin und wieder Gelegenheit zu einem „Abstecher“ nach Neuhausen bieten wird.
Einige Kleinigkeiten, die ich vergessen habe, muss ich mir dann noch mitnehmen (Sockenhalter, Zahnpasta,
einmal öfters anrufen. Umschläge usw.) Doch für hente genug. Herzlichen Gruß euch allen, Dir aber, mein Frauchen, einen herzlichen Kuss von
Deinem Gustav
